Meine Windhunde ... und ich

Ein Internationales Adventscoursing in der Schweiz

Eigentlich wusste ich schon als Kind, dass die Kühe in der Schweiz nicht Milch, sondern Sahne geben müssen, weil die Schweizer Schokolade mir so viel besser schmeckte.

Doch nun wollte ich herausfinden, ob das auch beim Coursing der Fall ist, deshalb machten wir uns nach langer Zeit mal wieder zu einer Reise in die Schweiz auf. Wer das Kinderbuch von Johanna Spyri „Rosenresli“ gelesen hat, der weiß, wie gemütlich es in Schweizer Dörfern aussieht. Dort ist überall noch heile Welt und die Zeit scheint still zu stehen. Also freuten wir uns, mal wieder in die Schweiz zu fahren, zumal wir auch gleichzeitig einen Wochenend-Kurzurlaub anschließen wollten. Das letzte Coursing im Jahr 2011 sollte am Samstag vor dem Ersten Advent stattfinden und war als Internationales „Adventscoursing“ deklariert.

Als wir nun von Konstanz kommend über Kreuzlingen am Bodensee entlang fuhren, um dann südlich nach Gunterswilen abzubiegen, waren wir überrascht, als wir nach einer Bergauffahrt und anschließender scharfen Linkskurve plötzlich vor einer Menschenansammlung mit Windhunden standen, die vor einem Gasthof auf den Tierarzt wartete. Wir hielten an, doch dann erklärte uns Jemand, dass unser Hund nicht unbedingt untersucht werden müsse, wenn wir meinten, er sei gesund. Da wir dieses durchaus annehmen konnten, fuhren wir direkt weiter, um das Auto am Rande eines Feldweges zu parken. Um 9 Uhr ging es pünktlich mit dem Coursen los. Nach der Teilnehmerliste waren 18 Saluki-Rüden und 16 Hündinnen gemeldet. Allerdings kamen nur 15 Rüden und 14 Hündinnen in die Wertung, weil einige Hunde ihre Lizenz bei diesem Coursing absolvierten. Daoud lief seinen ersten Lauf mit einem solchen Lizenzanwärter. Da es nach dem Alphabet ging, waren die Salukis fast zum Schluss an der Reihe. Schon auf der Teilnehmerliste im Internet konnte ich sehen, dass zwei schweizerische Zuchtstätten mit ihren Hunden maßgeblich vertreten waren. Mit meinem Hund aus französischer Zucht war ich aus Deutschland die einzige Teilnehmerin.

Fotos: D. Bürgler, U. Alder, A. Zach

Vor jedem Lauf wurde der Chip eines Hundes kontrolliert. Das fand ich begrüßenswert, weil man so sicher sein kann, dass auch wirklich der gemeldete Hund läuft. Für jeden Lauf wurden nur drei Minuten veranschlagt. Darüber staunten wir, weil auf deutschen Coursings sechs Minuten veranschlagt werden und bei Zwischenfällen (Schnur reißt) kann es länger dauern. Wir staunten, dass bereits nach 90 Minuten 35 Salukis mit dem ersten Durchgang fertig waren. Wie konnte das sein? Die Antwort lautet, es handelte sich um eine Endlosanlage, so dass das Hetzobjekt um Pfeiler herum gezogen wurde und die Schnur nur wenige Male riss oder hängen blieb. Bisher hatte ich so eine Anlage auf den Plätzen in Deutschland noch nicht kennen gelernt. Einmal suchte ein kleiner Podengo-Portugues vergeblich das Häschen, weil sich dieses als Flugobjekt verwandelt hatte. Darauf waren nicht immer alle eingestellt und deshalb kam es schon mal vor, dass ein Hund das Hetzobjekt aus der Sicht verlor, doch es verletzte sich niemand. Außerdem war es für die drei Richter eine außerordentliche Leistung, dass sie es mental schafften, in 90 Minuten 35 Hunde zu bewerten! Es war auf jeden Fall das schnellste Coursing, an dem unser Hund bislang teilgenommen hat. Doch das Wichtigste war, dass es wenige Zwischenfälle und wenige Verletzungen gab.

Nach dem ersten Durchgang unseres Hundes saßen wir bereits um 11 Uhr in dem gemütlichen, holzgetäfelten Gasthof, vor dem zuerst die Tierarztkontrolle stattfand und der nun als Kantine fungierte. Alles war proper sauber, auch die Toiletten. Es wurde eine leckere Gerstensuppe angeboten, die von der Wirtin selbst gekocht war. Ich konnte mich des Gefühls nicht erwehren, dass vor dem Gasthof meine Skier warteten und ich nach der Jause sie wieder anschnallte, um den Berg hinab zu wedeln. Bei einem gemütlichen Schwätzchen mit Hundefreunden genossen wir die Gastfreundlichkeit der Wirtsleute. Es war trotz diesigen Wetters und fieser Kälte, die irgendwann durch alle Kleidung kroch, ein schöner Tag für Hund und Mensch! Nach der Mittagspause ging es weiter mit dem 2. Durchgang. Zuerst suchte ich vergeblich die Ergebnisse des ersten Durchgangs, doch ich konnte lediglich die neue Laufzusammenstellung finden. Im zweiten Durchgang stand wiederum ein Saluki aus der selben Schweizer Zucht als Mitläufer von Daoud auf dem Plan. Dazu ging es dieses Mal in umgekehrter Richtung der Endlosanlage entlang, so dass das letzte Stück eine lange Strecke bergauf gelaufen werden musste. Das erforderte viel Kondition von den Hunden. Da unser Hund aber im gebirgigen Sauerland trainiert, hat er mit langen Steigungen keine Probleme. Am Hasen allerdings stürzte sich der schwarze Rüde vehement auf meinen Freund. Daoud wehrte ihn geschickt ab, indem er sich kurzerhand über die Beute stellte. Bei einem zweiten Angriff, bekam ich den Angreifer zu packen und hielt ihn fest, so dass mein Vierbeiner vor weiteren Angriffen bewahrt wurde. Der Besitzer des anderen Hundes machte kurzen Prozess mit seinem Rüden und schleppte ihn einfach davon (s. Foto).

Anschließend warteten wir im Saal des besagten Gasthauses auf die Siegerehrung. Dort sollten wir die Ergebnisse erst am Schluss der Veranstaltung erfahren, weil es wieder nach dem Alphabet ging. Das Warten erhöhte die Spannung, weil wir alle nicht wussten, wie das Coursing ausgegangen war. Dabei stieg der Geräuschpegel stetig an und übertraf irgendwann sogar die Pausenhalle der Gesamtschule. Schließlich versuchte ein junger, freundlicher Mann sich Gehör zu verschaffen, um die Ergebnisse bekannt zu geben:

Daoud hatte mit dem 8. Platz und 362 Punkten das Reserve CACIL erhalten. Wir freuten uns über das Ergebnis und waren zufrieden.

Das CACIL ging mit zwei Punkten Vorsprung an den Rüden auf Platz 6 aus schweizerischer Zuchtstätte. Gerne hätte ich gewusst, wie die Richter die Punkte vergeben haben, das wird aber wohl ein Geheimnis bleiben.

Hier möchte ich noch einmal allen Siegern und Platzierten des Advents-Coursings gratulieren. Ebenso bedanken wir uns an dieser Stelle bei den Organisatoren des Coursings und den vielen helfenden Händen, so dass dieser schöne Tag überhaupt zustande kommen konnte.

Auch wenn die „Sahne“ dieses Mal in der Schweiz blieb, so haben wir beim nächsten Mal wieder die Chance, vielleicht auch mal „abzusahnen“. Zusammenfassend kann ich feststellen, dass es eine wunderschöne Reise zu einem Coursing in die Schweiz war sowie ein noch schönerer Aufenthalt in Kreuzlingen und in Konstanz am Bodensee.


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